Jüdischer Friedhof Hemsbach

Jüdischer Friedhof Hemsbach

Der Friedhof

REALISIERT: FEBRUAR 2021
PRODUKTION: DOKUMENTATION
PHOTOGRAPHEN: BIRGIT UND ROGER SCHÄFER

Zur Bedeutung des jüdischen Friedhofs

Der jüdische Friedhof gilt als Haus der Ewigkeit. Das bedeutet, dass jüdische Friedhöfe immer bestehen bleiben. Dennoch findet kein ‚Totenkult‘ auf einem jüdischen Friedhof statt. Es ist ein Ort der Erinnerung, den man in der Regel einmal im Jahr zum „Jahrtag“ (dem Tag der Beerdigung, der in den meisten Fällen auch der Todestag ist) aufsucht, um zum Beispiel mit einem Gebet, dem Kaddisch, und mit dem Ablegen eines Steins auf dem Grabstein der/des Toten zu gedenken.

Ein Eingriff in den Friedhof, wie er gegenwärtig durch das Fällen der Bäume geschieht, ist nur dann zu rechtfertigen, wenn Gefahr droht. Und dies ist hier der Fall. Grabpflege kennt man in der jüdischen Tradition eigentlich nicht. Darum überlässt man üblicherweise den Friedhof der Natur.

Die Sanierung

Der massive Eingriff durch Fällen von wenigstens 150 Bäumen ist veranlasst durch Schäden, die zwei Stürme In den Jahren 2019 und 2020 verursacht haben. Vor allem beim Sturm 2019 sind mindestens 10 Gräber beziehungsweise Grabsteine beschädigt oder gar zerstört worden; dazu ist die Verkehrssicherheit sowohl auf der vorbeiführenden Straße wie auch im Friedhof selber nicht mehr gewährleistet gewesen.

Der jüdische Friedhof in Hemsbach war ursprünglich seit 1716 ein Verbandsfriedhof. Dem Verbund gehörten dann ursprünglich 11 Kommunen entlang der Bergstraße an.

Für viele Juden, die den Holocaust überlebt haben bzw. für deren Nachkommen sind die Gräber auf diesem Friedhof oft der einzige Erinnerungsort an ihre Familie beziehungsweise an ihre Wurzeln in Deutschland. Darum ist gerade in den letzten Jahren für Juden aus den USA oder aus Israel der jüdische Friedhof in Hemsbach ein wichtiger Ort für einen Besuch geworden.

Die Sanierung des Friedhofs war trotz der behindernden Umstände in der Pandemie unaufschiebbar. So machten wir, die Stadt Hemsbach und der Verein Ehemalige Synagoge Hemsbach, sich daran, Spender anzusprechen, die bereit sein würden, das Projekt, das etwa 130.000€ kosten sollte, zu finanzieren. In 7 Monaten ist dieser Betrag tatsächlich zusammengekommen. Beteiligt haben sich alle Kommunen aus dem früheren Verband und 122 Spender aus der Region. Hervorzuheben ist eine Einzelspende, die durch eine Weinheimer Bürgerin diesem Projekt zukam Es handelt es sich um einen Ein-Kilogramm-Barren Gold, der circa 46.000€ erbrachte.

Die Arbeiten konnten dann im November 2020 beginnen und werden voraussichtlich im März 2021 bereits abgeschlossen werden können. Das konnte auch dadurch gelingen, dass eine ursprünglich nicht vorgesehene Baumfällung mit Hilfe eines Hubschraubers durchgeführt wurde. Dieser hat bei einem (nur) eintägigen Einsatz etwa hundert Bäume aus dem Friedhof auf einen benachbarten Ablageplatz transportiert.

Die Bilanz

Bei den Arbeiten am Boden wie auch mit Hilfe des Hubschraubers sind keine Gräber beschädigt worden.

Natürlich hat dieser Friedhof, der über die Jahrhunderte zu einem Waldfriedhof wurde, seinen Charakter vorläufig eingebüßt. Nun wird er wieder hoffentlich der Natur überlassen, die sicher wieder in den nächsten Jahrzehnten einen Waldfriedhof entstehen lässt.

(Albrecht Lohrbächer)

Jüdischer Friedhof Hemsbach

Jüdischer Friedhof Hemsbach

Jüdischer Friedhof Hemsbach

 

“Da sind nur du und deine Kamera. Die Grenzen deiner Photographie liegen in dir selbst, denn was wir sehen, ist was wir sind.”

 

Ernst Hass

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