Fotografien für Holocaust-Mahnmal

Meine Schwarzweiß-Fotografien für ein Projekt der Hochschule Mainz für ein Holocaust-Mahnmal

REALISIERT: 2022 HOCHSCHULE MAINZ
PRODUKTION: VIDEO
PHOTOGRAPH: ROGER SCHÄFER

Ein Kommentar von Prof. Dr. Paulo Ferreira-Lopes

Ende 2014 habe ich einen Arbeitszyklus namens Formes gestartet. Der Formes-Zyklus sollte eine große Sammlung von Musik- und Medienwerken umfassen und den Holocaust thematisieren.

Der Formes-Zyklus soll durch musikalische und mediale Kunstwerke eine persönliche Interpretation des Massenmords an den Juden in Europa offenbaren. Der erste Teil dieses Projektes konzentrierte sich auf die Komposition des Streichquartetts II.

Das Inspirationsmaterial des Streichquartetts basierte auf dem Berliner Architekturkunstwerk: Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Die Grundidee des musikalischen Schaffens ist das Konzept einer endlosen Form, bei der das musikalische Material für jedes architektonische Element eine musikalische Identität repräsentieren sollte – die 2711 Betonstelen von Peter Eisenmans Werk. Durch das Streichquartett II versuchte ich, dem stillen Beton eine Stimme zu geben, indem ich mir Gespräche, Geschichten, Lieder und das Weinen und die Angst der von den Nazis ermordeten Frauen, Männer und Kinder vorstellte.

Die musikalische Materialaufbereitung konzentrierte sich vor allem auf die 2711 Betonstelen, und jede Stele ermöglichte es mir, genau 2711 kleine musikalische Elemente herzustellen – „Klang-Motiv“. Die große Anzahl von „Klang Motive“ erlaubte eine unendliche Anzahl von Kombinationen und damit eine Art endlose musikalische Form. Dieser Aspekt war natürlich ein weiteres symbolisches Merkmal des musikalischen Werkes, bei dem eine unendliche musikalische Form als unendliche Erinnerung wahrgenommen werden sollte – um dem Vergessen vorzubeugen.

Im Winter 2021 entschied ich mich, wieder auf das Projekt zurückzukommen und die Komposition eines neuen Werkes vorzubereiten. Parallel dazu musste ich ein Kompositionsseminar für das Sommersemester an der Fachhochschule Mainz vorbereiten. Beim erneuten Betrachten der Materialien entdeckte ich ein großes Potenzial, das Thema Sonifikation und architektonische Elemente mit musikalischen Texturen für das Kompositionsseminar gemeinsam mit meinem Kollegen Hartmut Jahn und unseren Studenten neu zu überarbeiten. Aufgrund der pandemischen Situation und der Unmöglichkeit, mit den Studenten nach Berlin zu reisen, haben wir uns entschieden, das Projekt auf ein weiteres architektonisches Werk zu fokussieren, das in der Nähe von Mainz liegen sollte, aber auch eine starke Verbindung zum „Mahnmal für die ermordeten Juden Europas“ in Berlin haben sollte. Die neue Synagoge in Mainz erwies sich durch die sehr feine Strukturierung der verschiedenen architektonischen Elemente als eines der besten Arbeitsszenarien.

Während unserer Recherche in der Synagoge fand Jan Glück in einem glücklichen Moment eine großartige Fotosammlung des Fotografen Roger Schäfer, in der die Elemente, die wir suchten, um die Kompositionsprojekte für das Seminar zu starten, uns dazu inspirierten, Musik in einem sehr strukturierten und formbasierten Stil zu komponieren.

Die Arbeit von Roger Schäfer hatte einen großen Einfluss auf die Realisierung der einzelnen Projekte, denn in seinen Fotos wird die Behandlung des Lichts sowie die Darstellung der Texturen jedes architektonischen Elements in jedem Foto auf sehr raffinierte Weise überarbeitet. Die Feinheit und Tiefe des Werkes Roger Schäfers ermöglichte es jedem an diesem Projekt beteiligten Studenten, ein musikalisches Werk von großem Reichtum zu schaffen – vor allem aufgrund der Detailgenauigkeit und Finesse der Fotografien Roger Schäfers.

Fotografien für Holocaust-Mahnmal

Fotografien für Holocaust-Mahnmal

 

 

 

 

 

“Da sind nur du und deine Kamera. Die Grenzen deiner Photographie liegen in dir selbst, denn was wir sehen, ist was wir sind.”

 

Ernst Hass

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